Es gibt unterschiedliche Vorstellungen davon, womit sich Pragmatik beschäftigt und wie sie sich von anderen linguistischen Teilgebieten abgrenzen lässt. Zur Illustration ein Beispiel (inspiriert von Meibauer 2001: 1):
(1) Wenn er das Tor getroffen hätte, wäre der Ball drin gewesen, aber er hat vorbei geschossen.
(Otto Rehhagel: http://www.fussballzitate.de/indexr-z.html)
Wörtlich genommen, ist Äußerung (1) nicht sehr informativ, aber sie enthält eine erschlossene bzw. erschließbare Gesprächsandeutung (Implikatur) à la „er hat nur knapp vorbei geschossen“. Außerdem sind die Bezugsmöglichkeiten von Pronomen wie „er“ kontextuell variabel und müssen aufgelöst werden (Deixis, Referenz). Weiterhin wird eine Behauptung aufgestellt, d.h. Otto Rehagel führt mit seiner Äußerung eine bestimmte Sprechhandlung durch, deren erfolgreicher Vollzug an bestimmte Bedingungen geknüpft ist (Sprechakt). Schließlich setzt diese Äußerung durch ihre morphosyntaktische Struktur voraus, dass es ein Fußballspiel gab und das Tor gerade NICHT getroffen wurde (Präsupposition).
In diesem Seminar werden diese und einige weitere Dimensionen der Pragmatik behandelt. Von besonderem Interesse ist dabei die übergreifende Frage, wie die Pragmatik auf systematische Weise mit anderen Bereichen der Grammatik interagiert. Dies zeigt sich u.a. an Bereichen wie dem Satzmodus, d.h. der Frage, welche Art von Sprechhandlungen sich mit bestimmten Satztypen ausführen lassen (Illokutionspozential). Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Informationsstrukturierung, d.h. Sprecher*innen passen ihre Äußerungen an ihre eigenen Kommunikationsziele sowieso an den Informationsstand des Hörers an und benutzen dazu spezifische grammatische Mittel (Musan 2010: 1).

- Enseignant: Oliver Schallert