Die moderne medizinische Kardiologie hat in den Geisteswissenschaften zu einem nachhaltigen Herztod geführt. Das Herz wird heute in erster Linie als blutpumpender Muskel verstanden – seine jahrtausendealte Bedeutung als Mitte und Wesenskern des menschlichen Lebens und Fühlens ist dagegen ins Abseits geraten. Ein Blick in die Geschichte des Christentums macht die Schärfe dieses Traditionsabbruchs deutlich: Von der Bibel über die Kirchenväter und theologischen Klassiker in Antike und Mittelalter bis insbes. zu Luther und der neuzeitlichen Theologiegeschichte reicht die zentrale Stellung des Herzens als eines unumstrittenen Schlüsselbegriffs mit zentraler Bedeutung für das Wesen der Religion.
Das Seminar versucht diese Linie wieder in Erinnerung zu rufen. Wir werden der Frage nachgehen, was in den vergangenen Jahrhunderten denn gemeint war, wenn man das Herz als innerliche, spirituelle Kraftquelle, als Ort des Glaubens und Gewissens, als Organ innerlichen „Hörens“ und „Sehens“ verstanden hat. Die Spur reicht damit bis in die moderne Theologiegeschichte und Religionsphilosophie/-psychologie und zur Frage nach dem Wesen und der Bedeutung religiöser Intuition. Seitenblicke in die Literatur- und Kulturgeschichte sind dabei ebenso vorgesehen, wie die gemeinsame Lektüre theologischer Texte im interdisziplinären Kontext.- Enseignant: Mario Berkefeld
- Enseignant: Peter Schüz