Der Schlüssel für diesen Kurs lautet "sommerwinter".

“The revolution will not be televised
Will not be televised
Will not be televised
Will not be televised
The revolution will be no re-run, brothers
The revolution will be live” (Gil Scott-Heron)

Wenn die (wahre) Revolution nicht im Fernsehen übertragen wird, wenn sie nicht konsumierbar, nicht wiederholbar ist, keinem Programm folgt und nicht in gewohnten Wahrnehmungskategorien fassbar ist, weil sie mit allem bisher Bekannten bricht – wie lässt sich dann sinnvoll von der Revolution sprechen? Wie kann man sie begreifen, wie theoretisch fassen, mit ästhetischen bzw. literarischen Mitteln darstellen, wie kann man Revolution ‚machen‘? In diesem Blockseminar beschäftigen wir uns mit Theorien und Poetiken, die die Diskontinuität, den Neuanfang und die Veränderung, die Emanzipation, den Umsturz und die Überwindung des Alten fokussieren und/oder emphatisch beschwören. 

In Christian Krachts neuen Roman ‚Eurotrash‘ (2021) ist das erklärte Ziel des Protagonisten und seiner Mutter, die gemeinsam durch die Schweiz fahren, Afrika. Auch in Krachts früherem Erzählwerk begeben sich die Figuren immer wieder auf Reisen, ob durch Deutschland (‚Faserland‘), in die Südsee (‚Imperium‘), vom Iran nach Tibet (‚1979‘) oder wieder bzw. schon einmal von der Schweiz nach Afrika (‚Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten‘). Dabei scheint es eine gemeinsame Struktur dieser Reisebewegungen zu geben, die nicht zuletzt auch in Krachts Reisegeschichten (‚Der gelbe Bleistift‘) sichtbar wird: Die Protagonisten begeben sich alle auf die ein oder andere Weise ins Herz der Finsternis. Wo dieses genau liegt – in Afrika, in Asien oder doch in Europa, in Deutschland oder letztlich in der Schweiz –, ist Ausgangsfrage und Expeditionsziel dieses Seminars, in dem wir uns gemeinsam auf eine Reise in Krachts (post)koloniale Welten begeben...

Warum muss Emilia sterben? Und Iphigenie nicht? Wie wird die Jungfrau von Orleans eigentlich heilig und weshalb ist die Liebe einer Amazone tödlich? Im Zuge der Aufklärung und der Weimarer Klassik bevölkern die unterschiedlichsten Jungfrauen die deutschen Bühnen. Doch sie treten nur auf, um abzutreten; ihr Tod ist jeweils konstitutiv für das, was im Drama verhandelt wird – selbst wenn er nicht stattfindet. Das jungfräuliche Opfer begründet das Bürgertum, die Nation oder gleich die Humanität als solche. Doch warum werden die neuen moralischen, politischen und ästhetischen Normen jeweils am Körper der keuschen Frau verhandelt? Und was sagen diese Reinheitsphantasien wiederum über die Poetiken und Politiken ihrer Zeit aus? Diesen Fragen werden wir im Seminar insbesondere anhand von Dramentexten Goethes, Schillers und Kleists nachgehen, dabei jedoch auch Beispiele aus dem 20. und 21. Jahrhundert aufgreifen, um nach Kontinuitäten und Brüchen in der politischen und ästhetischen Imagination des Weiblichen im Drama bis in die Gegenwart zu fragen.

Seminarplan, Arbeitsmaterialien, Organisatorisches zu den beiden wöchentlichen Zoom-Sitzungen des Einführungsseminars Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Kurs C (13360), WiSe 2021/22

Seminarplan, Arbeitsmaterialien, Organisatorisches zu den beiden wöchentlichen Zoom-Sitzungen des Einführungsseminars Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Kurs B (13359), WiSe 2021/22

Literatur, Film, Kunst und Feuilleton der 1920er Jahre haben eine Vielzahl an Sozialfiguren entweder aus dem 19. Jahrhundert übernommen oder zeitspezifisch profiliert. Im Seminar wollen wir gemeinsam nach den Sozialfiguren der Weimarer Republik fragen, bewährte wissenschaftliche Kategorisierungen prüfen und sehen, wie die Literatur mit den Typisierungen umgeht, wie sie durch ästhetische und narrative Inszenierungen Stereotypen und Typen operationalisiert, konterkariert und erfindet. Zu Wort kommen sollen neben den literarischen Autor:innen (Irmgard Keun, Vicki Baum, Robert Müller, Franz Kafka, Erich Kästner etc.) auch essayistische Beiträge u.a. von Vicki Baum (zur Neuen Frau), Walter Benjamin (zum Flaneur), Siegfried Kracauer (zu den Angestellten) oder Ernst Jünger (zum Arbeiter). Zusammen wollen wir an einem Katalog arbeiten, der uns erlaubt Zugriff auf die ereignisreiche Zeit zwischen den Kriegen zu erhalten.

Wenn man sich mit Populärkultur auseinandersetzt, ist die Frage nicht ganz unerheblich, wie sich das Populäre überhaupt beschreiben und erfassen lässt. Ist das Populäre das, was dem Durchschnitt gefällt bzw. bei vielen Beachtung findet? Wer sind die Vielen? Sind sie das Publikum? Die Öffentlichkeit? Eine anonyme Masse? Wie verhält sich das Publikum zur Gesellschaft? Ist das Publikum notwendig an ein geplantes Ereignis gebunden? Oder ergibt es sich vielleicht auch zufällig? Was muss vielleicht im Vornherein geschehen, damit etwas bei vielen bzw. einem breiten Publikum Beachtung findet? Im Seminar wollen wir uns gemeinsam der Frage widmen, was ein Publikum ausmacht und ab wann historisch das Konzept vom Publikum überhaupt auftaucht. Dabei wird uns die Frage beschäftigen, ab welcher Anzahl von Personen überhaupt von einem Publikum zu sprechen ist. Welche medialen und räumlichen Situationen dazu beitragen, ein Publikum zu generieren. Außerdem wollen wir nach der Macht und dem Einfluss des Publikums auf öffentliche und gesellschaftliche Entscheidungen fragen. Von Interesse soll außerdem die ästhetische Steuerung und Manipulation von Publikumswahrnehmungen sein. Dabei sollen nicht nur neuere theoretische Modelle zum Schwarm, Netzwerk oder zur Multitude in Relation zu klassischeren Überlegungen zum Publikum gesetzt werden, sondern auch Hybridisierungen von Konsumenten und Publika in den digitalen Figurationen vom User* oder Follower*. Im Seminar werden pro Sitzung jeweils ein theoretischer Text mit einem ausgewählten Beispiel in Dialog gebracht, um die Thesen zu praktisch zu prüfen und herauszufordern.

Liebe Kommiliton_innen,

herzlich Willkommen im Moodle-Kurs für unser Tutorium zu den Einführungsseminaren in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft!
Auf diesen Seiten findet Ihr alle von uns im Tutorium verwendeten Unterlagen nach Themenbereichen sortiert, wobei sich die Reihenfolge nach dem Seminarplan von Herrn Dr. Hettche (Kurs A) richtet. Zusätzlich existiert ein Forum, in dem Ihr jederzeit alle eure Fragen stellen könnt, ich versuche dann, so zeitnah wie möglich zu antworten!