Die Lebensrealität mittelalterlicher Juden war von ihrer Position als
Minderheit in christlichen Stadtgemeinschaften geprägt, die
Möglichkeiten der rechtlichen, religiösen und wirtschaftlichen
Eigenständigkeit, aber auch eine Gefahr von Gewalttaten gegen jüdische
Gemeinden bedingte. Trotz der Unterschiede in ihrer Einordnung innerhalb
der Stadtgemeinschaft waren Juden und Christen ebenso Nachbarn,
Geschäftspartner und Gäste auf den Hochzeiten ihrer Bekannten. In dieser
Übung sollen verschiedene theoretische Ansätze aus der
Geschichtswissenschaft diskutiert werden, auf deren Basis die
Beziehungen von Juden und Christen im Mittelalter beschrieben und
analysiert werden können. Dies schließt sowohl die Wahrnehmung der Juden
durch Christen als auch die Perspektive der Juden auf die christliche
Umgebungskultur ein und arbeitet dabei neben Differenzen insbesondere
auch gegenseitige Einflüsse sowie Aspekte der „shared culture“ heraus.
Anhand von Fallbeispielen werden beispielsweise
verflechtungsgeschichtliche Konzepte, Netzwerkmodelle sowie
Anwendungsmöglichkeiten der Raumtheorie und des Deutungsmusters von
Inklusion/Exklusion untersucht.
- Trainer/in: Sophia Schmitt