Solange die Kirche lebt, ist sie in der Krise. Solange sie in der Krise ist, lebt sie noch. Wer den Brief liest, den der Apostel Paulus um 54/55 n. Chr. an die Gemeinde der griechischen Hafenstadt Korinth schreibt, stößt auf eine Reihe von Problemen, die der Agenda des „synodalen Weges“ entnommen seien könnten: Parteienstreit, Recht und Vollzug des apostolischen „Amtes“, binnenchristliche Konkurrenz, sexuelle Skandale, Sexualethik, Rechtshändel, Ehescheidung und Wiederheirat, Ehelosigkeit, Maßstab von Freiheit und Bindung, Kompromisse mit der Mehrheitsgesellschaft und ihren (Un-)Werten, Christsein zwischen „Entweltlichung“ und Ghetto-Existenz, Bedeutung der Frau in Kirche und Gottesdienst, Sinn und Form christlichen Kulthandelns, Ordnung und Willkür im liturgischen Vollzug, Charismen und ihre Bedeutung für das Wachstum der Kirche, Zweifel an der Auferstehungsbotschaft, Glaubensverdunstung, Kirche und Geld. Für eine Gemeinde mit etwa 50 Mitgliedern sind dies nicht wenige Schwierigkeiten. Viel wäre für das Christsein gewonnen, wenn wir verstehen, wie Paulus sie löst.
Die Vorlesung stellt die Gemeinde von Korinth in ihrem urbanen, sozialen und religiösen Kontext vor und verfolgt ihr Alltagsleben. Mit Blick auf einzelne Briefpassagen erschließt sie dann die historische Eigenart der jeweiligen Problemlage und das von Paulus aufgezeigte Lösungsangebot, das auf bestechende Weise Theologie und Praxis verbindet. So wird an den konkreten Problemen deutlich, dass Krisen, kreativ verarbeitet, ein erstaunliches Chancenpotential bergen.

- Trainer/in: Knut Backhaus
- Trainer/in: Cedric Büchner
- Trainer/in: Maria Lang
- Trainer/in: Renate Stangl