Im Jahr 1521 verfasste Heinrich VIII., König von England seit 1509, eine eigenhändige Widerlegung der Thesen Martin Luthers als Verteidigung katholischer Glaubensprinzipien; noch Ende der 1520er Jahre wurden Reformatoren in England als Häretiker verbrannt. Wenig später, seit Beginn der 1530er Jahre, wurden gegen teils bewaffneten Widerstand der Bevölkerung reformatorische Glaubensprinzipien von der Krone durchgesetzt. Innerhalb weniger Jahre waren es nunmehr katholische Prediger, die auf dem Scheiterhaufen landeten.
Die englische Reformation war ein europäischer Ausnahmefall: Anders als in weiten Teilen Europas wurde sie "von oben" durchgesetzt und entsprang stärker als anderswo politischen Erwägungen. Auch ihr Verlauf ist komplizierter: Unter Heinrichs Nachfolger Edward VI wurde die in vieler Hinsicht lauwarme Reformation Heinrichs verschärft, um kurz darauf unter Mary I vollständig zurückgenommen zu werden. Erst unter Elisabeth I etablierte sich ein fragiles Gleichgewicht, das in Vielem hinter vergleichbaren Reformationsbewegungen in Europa zurückblieb.
Der Kurs widmet sich den Gründen und dem Verlauf der englischen Reformation von den Regierungsjahren Heinrichs VIII. bis Elisabeth I. Neben zentralen Ereignissen und Entwicklungen im kirchlichen und politischen Bereich stehen auch die sozialgeschichtlichen Auswirkungen der Bewegung im Fokus. Ein besonderes Augenmerk liegt zudem auf der internationalen Verflechtung englischer Reformentwicklungen auf Seiten der Krone (Dynastie, Diplomatie, etc.) und ihrer Akteure (individuelle Biographien, Exilgemeinden, etc.). Ein Ausblick widmet sich den langfristigen Konsequenzen der englischen Reformation für Großbritannien und das British Empire.
- Trainer/in: Hannes Ziegler