Wissentlich verbreitete Falschmeldungen dienen der
politischen Propaganda, sind gezielte Strategie der Desinformation und
beeinflussen politische Entscheidungen. Nicht nur die Gegenwart, auch das Mittelalter
bietet zahllose Beispiele für den manipulativen Umgang des Menschen mit dem
Wahrheitsbegriff. Wie lässt sich mit Hilfe der grundwissenschaftlichen
Disziplinen der Diplomatik, Paläografie, Sphragistik und Chronologie die
Authentizität historischer Quellen überprüfen? Was war die Motivation der
mittelalterlichen Fälscher? Und was passierte mit Fälschern, sofern deren Tun
überhaupt zeitnah entdeckt wurde? Die Übung bietet unter anderem die
Möglichkeit, anhand der Erkenntnisse der großen Regesten-Werke (Regesta
Imperii) und kritischen Urkunden-Editionen (MGH) Fälschungsmerkmale an vorgeblichen
Kaiser- und Königsurkunden nachzuvollziehen. Die Ritualmordlegende, die immer
wieder Vorwand für die Unterdrückung und Verfolgung von Juden war, bietet ein
Beispiel für die politische Propaganda verantwortlicher Stadt- bzw.
Landesherren, die durch Textquellen entlarvt werden kann.

- Teacher: Susanne Wolf