Luthers Unterscheidung zweier Reiche oder Regimente, mittels derer er den Dualismus von Reich Gottes und Welt, Evangelium und Gesetz, Kirche und ‚Staat’ in situationsbezo-genen Schriften beschrieb, wird seit den 1920er Jahren in systematisierender Absicht in der Kurzformel der „Zwei-Reiche-Lehre“ erfasst. Sie darf als ein zentraler Begriff der politischen Ethik des Protestantismus gelten. Das Seminar möchte zunächst anhand der zwei einschlägigen Luther-schriften (‚Obrigkeitsschrift’, 1522; Ob Kriegsleute in seligem Stande …, 1526) die historische Entstehung der Zwei-Reiche-Lehre im Zeitalter der Reformation rekonstruieren. Im Anschluss soll nach der Wirkungsgeschichte der Zwei-Reiche-Lehre im politischen Zusammenhang des 20. Jahrhunderts mit der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus und der Bundesrepublik Deutschland gefragt werden. Zu diesem Zweck werden maßgebliche Deutungen, die Luthers Lehre in der protestantischen Theologiegeschichte des 20. Jahrhunderts erfuhr (F. Gogarten, P. Althaus, U. Duchrow u. a.), ebenso berücksichtigt wie kritische Stimmen (u. a. K. Barth). Auch die Rezeption von Luthers Lehre im Rahmen des Theaters (Dieter Forte) wird Berücksichtigung finden. Auf diese Weise möchte das Seminar im Kontext der beiden beteiligten Disziplinen die Historizität des lutherischen Lehrgehalts und dessen theologische Rezeption im Zusammenhang erarbeiten.
- Trainer/in: Catharina Koke
- Trainer/in: Harry Oelke
- Trainer/in: Camilla Schneider