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Die Passion Christi ist ein zentraler Bezugspunkt der spätmittelalterlichen Frömmigkeit und als solcher ein Reflex auf die scholastischen Entwürfe zur Christologie. Der von so­zialen Krisen, gesellschaftlichen und kulturellen Umbrüchen gekennzeichnete Zeitraum zwischen 1350 und 1500 löste bei den Zeitgenossen vielfach Irritationen und eine verstärkte Rückbesinnung auf die eigene lebensgeschichtliche Fundierung in der christlichen Religion aus. Die Folge war eine gesteigerte Heilssehnsucht und eine daraus folgende intensivierte Frömmigkeitspraxis. Der Leidensweg Jesu Christi, d. h. sein Leiden und Sterben inklusive der Kreuzigung, konnte dem krisenerprobten Menschen eine Projektionsfläche für die eigene Leid­er­fahrung bieten. Das Seminar möchte die auf die Passion Christi bezogene Fröm­mig­keitspraxis des Spätmittelalters untersuchen. Zu diesem Zweck wird auf das breite Spektrum von Quellen zurückgegriffen, die das Motiv in der Kunst (Altarbilder, Druckgraphik, Schnitzkunst etc.), Literatur (Passionsspiele, Lieder, Gebete etc.) gefunden hat. Von den dabei angestellten Beobachtungen sollen Rückschlüsse auf das theologische Denken der Spätscholastik in bezug auf die Christologie angestellt werden. Das Seminar möchte auf diese Weise ein zentrales Element mittelalterlicher Theologie, Frömmigkeit und Kultur rekonstruieren und gleichzeitig einen Verstehenshintergrund für die nachfolgende Reformation bereit stellen.
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