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Thomas Müntzer (1489-1525) gehört zu den facettenreichsten und zugleich wirkmächtigsten Gestalten der Reformationsgeschichte. Inspiriert vom jungen Martin Luther wendet er sich als Priester der frühen Reformation zu, um dann sukzessive einen von apokalyptischen, spiritualistischen und mystischen Gehalten geprägten eigenen theologischen Weg zu gehen, der ihn schon bald in eine Opposition zu Luther bringt. Müntzer steht auf diese Weise für jenen Teil der reformatorischen Bewegung, die von der Forschung als „radikale Reformation" gekennzeichnet wird, am Ende wird er als sozialrevolutionärer Protagonist des Bauernkriegs von der Obrigkeit hingerichtet. Das Seminar möchte unter Berücksichtigung von theologie- und sozialgeschichtlichen Zusammenhängen diese Entwicklung Müntzers nachzeichnen. Dabei werden das Verhältnis zu Luther und zum Wittenberger Reformationsmodell sowie Müntzers Rolle im Kontext des sich radikalisierenden Flügels der Reformation im Blickpunkt stehen. Zu diesem Zweck werden die kirchenhistorischen Koordinaten der Reformation Luthers und die davon abweichenden theologischen und sozialen Vorstellungen der radikalen Reformation kontrastiv gegenübergestellt. Im weiteren Verlauf des Seminars werden Fragen der bewegten Rezeptionsgeschichte Müntzers bis in die jüngere Vergangenheit hinein zu erörtern sein: Die Erinnerung an die Reformation, wie sie in der Zeit der deutschen Doppelstaatlichkeit (1948-1990) entwickelt wurde, wird paradigmatisch im erinnerungskulturellen Umgang mit Thomas Müntzer in der DDR und der BRD untersucht werden.
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