Haben Tiere einen Geist? Aus alltäglicher Sicht liegt es nahe, diese
Frage zu bejahen. Schließlich erkennen Hunde ihre Halter, fliehen
Gazellen aus Angst vor Geparden oder maunzen Katzen, weil sie Futter
wollen. Sie scheinen also über geistige Zustände und Fähigkeiten – über
Kognition, Emotion und Volition – zu verfügen. Ein Blick in die
Philosophiegeschichte zeigt jedoch, dass diese Zuschreibung nicht
unumstritten ist. Im Seminar werden wir uns vor allem mit den Positionen
mittelalterlicher Denker (z.B. Thomas von Aquin, Albertus Magnus, Roger
Bacon oder Duns Scotus) beschäftigen. Ihre Ansichten sind deshalb
besonders interessant und aufschlussreich, weil sie nur Menschen einen
Geist im strengen Sinne zuschreiben. Andererseits versuchen sie,
überzeugende Erklärungen für tierisches Verhalten mit Rekurs auf
Kognition, Emotion und Volition zu geben. Eine Auseinandersetzung mit
ihren Positionen kann uns also helfen, die Geschichte dieser Debatte
besser zu verstehen und zugleich über unsere eigenen Antworten auf die
Frage nach dem Geist der Tiere zu reflektieren.
- Dozent: Anselm Oelze