Insofern sich die Theaterwissenschaft als Kunstwissenschaften versteht,
beschäftigt sie sich traditionell mit ästhetischen Fragen, und zwar
spätestens seit den 1990er Jahren vorwiegend aus Sicht der Rezeption:
die Aufführungsanalyse steht im Zentrum der Disziplin während
produktionsästhetische Fragen nach der Herstellung von Theater in Verruf
gekommen waren. Denn diese wurden bis spät ins 20. Jahrhundert entweder
in romantischer Tradition mit Verweis auf die Genialität eines Autors
(seltener einer Autorin) beantwortet oder seit den 1960er Jahren in
marxistischem Duktus mit Verweis auf den gesellschaftlichen Kontext
erledigt. Das Thema der Produktion, also des Machens von Theater, wurde
einerseits den Sozialwissenschaften andererseits den Kunsthochschulen
überlassen. (Ähnliches lässt sich für den Film beschreiben).
In
den letzten Jahren lässt sich jedoch wieder ein verstärktes Interesse
für Produktionszusammenhänge im Theater (in den Künsten überhaupt)
beobachten, das sich einerseits aus aktuellen Diskussion im Theater (den
Künsten), andererseits aber aus einem neuen Materialismus in den
Kulturwissenschaften speist. Damit rücken u.a. Fragen nach der Arbeit,
dem Wissen und der Macht im Kontext der Theater-(und Film-)produktion in
den Vordergrund.
Das Seminar schaut sich rezente Ansätze aus
Probenforschung, Productions Studies, Kulturanthropologie und
Theaterhistoriographie an, diskutiert die theoretische Stoßrichtung der
neuen Materialismen und bietet Studierenden die Möglichkeit eigene
Forschungsperspektiven zu entwickeln und vorzustellen.
- Trainer/in: Maria-Luise Kostopoulos
- Trainer/in: Ulf Otto
- Trainer/in: Anna Raisich