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Unlängst ging ein Foto um die Welt, das einen im Rio Grand ertrunkenen Vater mit seiner kleinen Tochter zeigte und von vielen Medien aufgegriffen wurde. Die Frage, ob man solche schockierenden Bilder zeigen dürfte, bejahten viele Journalist*innen mit dem Verweis auf ihre emotionalisierende Wirkung: Sie rütteln auf, machen betroffen, erzeugen Empathie und Mitleid, mitunter vielleicht sogar Wut über die aktuelle Lage. Eine solche Emotionalisierung der Öffentlichkeit und des öffentlichen Diskurses kann in letzter Zeit verstärkt beobachtet werden, etwa bei Themen wie Flucht/Migration oder Klimaschutz. Sie steht damit zunächst im Widerspruch zum Habermas’schen Ideal, wonach gesellschaftliche Diskurse möglichst sachlich und rational ablaufen sollten und entsprechende Anforderungen auch an journalistische Berichterstattung gestellt werden. In diesem Kurs wollen wir der Frage nachgehen, welche Rolle der Journalismus bei der Emotionalisierung von öffentlichen Diskursen einnimmt.

Wir werden uns eingangs der Frage widmen, wie Emotionalisierung im Journalismus normativ zu bewerten ist und welche Mittel dabei erlaubt sind. Vertiefend werden wir uns dann genau diesen Mitteln widmen, über die Emotionalisierung erfolgen kann, also zum Beispiel die Schilderung von Leidensgeschichten Betroffener oder die Verwendung von emotionalen Bildern. In einem empirischen Forschungsprojekt wollen wir dann untersuchen, wie und vor allem wann solche Mittel von Journalist*innen angewendet werden, wie sie diese auswählen und welche Wirkung sie sich davon erwarten und welche ethischen Überlegungen sie dabei anstellen.


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