Im „Dritten Reich“ aufzuwachsen bedeutete für Kinder und Jugendliche ein Leben zwischen nationalsozialistischer Indoktrination in Schule und Hitler-Jugend einerseits und der Angst vor Vertreibung, Verfolgung, Ausgrenzung und Vernichtung andererseits. Dies traf allerdings nicht nur auf „deutsche“ Kinder und Jugendliche im „Altreich“ zu – das NS-Regime beeinflusste und berührte auch das Leben junger Menschen in Nord-, Ost-, Süd- und Westeuropa durch unterschiedliche Versuche, diese im Kontext von Annexion oder Besatzung unter NS-Herrschaft geratenen Personen möglichst lückenlos zu erfassen und für den Nationalsozialismus zu mobilisieren.
Diese Übung nimmt die Entwicklungen in Deutschland zwischen 1933 und 1945 als Ausgangspunkt und behandelt davon ausgehend die verschiedenen Bedingungen kindlicher und jugendlicher Lebenszusammenhänge und Handlungsspielräume im NS-dominierten Europa der späten 1930er und frühen 1940er Jahre. Die Studierenden erhalten so nicht nur ein tiefergehendes Verständnis von Praktiken und Prozessen nationalsozialistischer Jugendmobilisierung in Deutschland und in Europa, sondern erweitern von der historischen Kindheits- und Jugendforschung ausgehend auch ihr Wissen über Funktionsweisen und Entwicklungen der NS-Herrschaft(en) in Europa. Zu diesem Zweck werden in der Übung gemeinsam abwechselnd an ausgewählter wissenschaftlicher Literatur, Quellentexten (Egodokumenten, Schulchroniken, HJ-Zeitschriften etc.) sowie nach 1945 im Kontext einer NS-Aufarbeitung entstandenen Materialien gearbeitet.
Prüfungsform: Referat
- Trainer/in: Clara Ebert
- Trainer/in: Lisbeth Matzer
- Trainer/in: Frieda Ottmann