Im „Dritten Reich“ aufzuwachsen bedeutete für Kinder und Jugendliche ein Leben zwischen nationalsozialistischer Indoktrination in Schule und Hitler-Jugend einerseits und der Angst vor Vertreibung, Verfolgung, Ausgrenzung und Vernichtung andererseits. Dies traf allerdings nicht nur auf „deutsche“ Kinder und Jugendliche im „Altreich“ zu – das NS-Regime beeinflusste und berührte auch das Leben junger Menschen in Nord-, Ost-, Süd- und Westeuropa durch unterschiedliche Versuche, diese im Kontext von Annexion oder Besatzung unter NS-Herrschaft geratenen Personen möglichst lückenlos zu erfassen und für den Nationalsozialismus zu mobilisieren.

Diese Übung nimmt die Entwicklungen in Deutschland zwischen 1933 und 1945 als Ausgangspunkt und behandelt davon ausgehend die verschiedenen Bedingungen kindlicher und jugendlicher Lebenszusammenhänge und Handlungsspielräume im NS-dominierten Europa der späten 1930er und frühen 1940er Jahre. Die Studierenden erhalten so nicht nur ein tiefergehendes Verständnis von Praktiken und Prozessen nationalsozialistischer Jugendmobilisierung in Deutschland und in Europa, sondern erweitern von der historischen Kindheits- und Jugendforschung ausgehend auch ihr Wissen über Funktionsweisen und Entwicklungen der NS-Herrschaft(en) in Europa. Zu diesem Zweck werden in der Übung gemeinsam abwechselnd an ausgewählter wissenschaftlicher Literatur, Quellentexten (Egodokumenten, Schulchroniken, HJ-Zeitschriften etc.) sowie nach 1945 im Kontext einer NS-Aufarbeitung entstandenen Materialien gearbeitet.

Prüfungsform: Referat


Ohne ein deutsch-französisches Miteinander ist eine gedeihliche Entwicklung Europas nicht zu haben. Die Geschichte des „langen“ 20. Jahrhunderts unterstreicht dies eindrucksvoll. Sie war zunächst geprägt von einer Verfestigung der „Erbfeindschaft“ in der Folge des deutsch-französischen Krieges 1870/71, die sich durch den Ersten Weltkrieg geradezu zu einem Völkerhass steigerte. Allerdings gab es allen Spannungen zum Trotz immer auch intensive und produktive kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen zwischen beiden Völkern. Das galt sogar unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges und der deutschen Besetzung Frankreichs von 1940 bis 1944, die durch das schwierige Nebeneinander von Kollaboration und Résistance charakterisiert war. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte eine grundlegende Umkehrung in der Zielrichtung des deutsch-französischen Verhältnisses, das nunmehr auch zum Motor der Europäischen Integration wurde. 

Die Vorlesung analysiert und diskutiert die wichtigsten Grundlinien, Etappen und Ereignisse der deutsch-französischen Geschichte in wirtschaftlicher, kultureller, gesellschaftlicher und politischer Hinsicht.


Ausgangspunkt dieser Übung ist die Debatte um den Historiker Achille Mbembe, der zu Beginn des Jahres 2020 mit dem Vorwurf des Antisemitismus und einer Relativierung des Holocausts konfrontiert worden war. Obwohl die Debatte um Mbembe im Jahr 2020 an den Historikerstreit von 1986/87 erinnert, ist sie keine bloße Wiederholung. Dennoch beschäftigen sich beide Debatten mit der Frage nach der Singularität der Shoah und der Vergleichbarkeit von Menschheitsverbrechen, weshalb sich die Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der beiden historisch spezifischen Debatten stellt. Darüber hinaus spiegelt sich in der Debatte 2020 jedoch auch grundsätzlich eine methodische Diskussion über die Themen, Theorien und Perspektiven postkolonialer Studien wider. Ausgehend von der Debatte um Mbembe will die Übung also die Gestaltung multiperspektivischer Erinnerung und postkoloniale Positionen für eine kritische Geschichtsschreibung ausloten.


Anforderungen: 

1.    Prüfungsleistung: Essay (8.000-15.000 Zeichen (B.A.) bzw. 12.000-20.000 Zeichen (M.A.)); Abgabetermin: 28.02.2021; Abgabe per E-Mail an robert.kramm [at] lrz.uni-muenchen.de.

2.    Lektüre und Diskussionsbeteiligung;

3.    Bitte reichen Sie jede Woche eine Frage und/oder kurzen Kommentar zum jeweiligen Text in der Semesterwoche bis Dienstag (12:00 mittags) (also vor der entsprechenden Sitzung am Mittwoch) per E-mail an robert.kramm [at] lrz.uni-muenchen.de ein. Ihre Fragen und Kommentare dienen mir zur Orientierung und erlauben mir, genauer auf bestimmte Sachverhalte, Argumente und konkrete Textstellen einzugehen. Zudem kann ich dadurch einfacher Ihre Beiträge in der jeweiligen Sitzung aufgreifen und in die Diskussion miteinbeziehen.

Verbindliche Rückmeldung zur Prüfung in modularisierten Studiengängen zwischen 11. und 22. Januar 2021.

Sprechstunde über Zoom nach Anmeldung per E-mail (robert.kramm [at] lrz.uni-muenchen.de).

Politischer Konservatismus in Europa und Deutschland seit 1789 

Konservativ klingt fast wie altmodisch. Dabei hat kaum eine politische Kraft die moderne Welt so sehr geprägt wie der politische Konservatismus. Seine Geschichte ist transnational und global und  wird in diesem Aufbaukurs dementsprechend komparativ und in seinen Verbindungen für die nordatlantische Welt untersucht. 


Der Kurs findet in Kooperation mit Prof. Dr. Michael Hochgeschwender (LMU, Amerikanistik) statt.


Alle sprechen vom Faschismus - egal, ob es um die AfD, Donald Trump oder Brasilien unter Bolsonaro geht. Was aber charakterisiert dieses Phänomen? Und wie hat sich die Forschung dazu entwickelt? Die Übung verdeutlicht, dass der Begriff schon immer zwischen politischem Kampfbegriff und wissenschaftlicher Deutung oszillierte. Sie untersucht Klassiker der Faschismustheorie und geht den neuesten Deutungsansätzen zur transnationalen und globalen Faschismusgeschichte nach, welche dieses Forschungsfeld in den letzten Jahren zu einem der spannendsten der Zeitgeschichte gemacht haben.

Anforderungen: Referat und Essay.