Wirtschaftliche Not, Verdienstchancen, Geschäftssinn, religiöse Motive und Neugier führten zur Auswanderung in das Russische Reich. Seit der Zeit der Kiever Rus’ kamen Ausländer als Kaufleute, Diplomaten, Kriegsgefangene, Spezialisten und Bauern nach Russland. Religiöse Toleranz und Privilegien wie Steuerfreiheit, Landzuteilung und Befreiung vom Militärdienst lockten die Auswanderer an. Ein entscheidender Impuls zur Besiedlung der neu gesicherten Steppe im Süden Russlands durch Ausländer ging von Katharinas II. Anwerbungsmanifesten aus, denen insbesondere Siedler aus Südwestdeutschland folgten. Katharinas II. 1762 begonnene Politik wurde unter Alexander I. Anfang des 19. Jahrhunderts fortgeführt. Siedlungsgebiete für die Kolonisten im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden vor allem an der unteren Wolga und am Schwarzen Meer, aber auch in Georgien.
Die Übung bietet anhand der Geschichte der Migration nach Russland eine Einführung in die Migrationsforschung. Sie verfolgt die Wege der Auswanderer und ihr Schicksal in Russland. Das Hauptaugenmerk wird auf der Zeit vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhunderts liegen.
Literatur: Beer, Mathias; Dahlmann, Dittmar (Hg.): Migration nach Ost- und Südosteuropa vom 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, 1999; Lüthi, Barbara: Migration and Migration History, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 28.09.2010; Eisfeld, Alfred (Hg.): Einwanderung in das Wolgagebiet 1764-1767, Göttingen 1999; Dönninghaus, Victor; Panagiotidis, Jannis; Petersen, Hans-Christian (Hg.), Jenseits der "Volksgruppe". Neue Perspektiven auf die Russlanddeutschen zwischen Russland, Deutschland und Amerika, Berlin/Boston 2018.
- Trainer/in: Julia Herzberg