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Über viele Jahrhunderte hinweg lebte im östlichen Europa eine zahlenmäßig große jüdische Gemeinschaft. Sie war Teil einer vielsprachigen, multireligiösen Gesellschaft, die ihre Wurzeln in der polnischen Adelsrepublik der Frühen Neuzeit hatte. Zu einem ihrer Sinnbilder wurde das Schtetl, ein Marktflecken, dessen jüdische Einwohner – zumeist Händler, Gastwirte, Pächter, Fuhrleute oder Handwerker - mit ihren christlichen Nachbarn auf vielfältige Weise in Kontakt standen. In diese gleichermaßen von Konflikten wie von Neben- und Miteinander geprägte Welt drang der Staat im Laufe des 19. Jahrhunderts immer weiter vor – etwa in Gestalt russischer Beamter, die neue administrative und wirtschaftspolitische Vorstellungen umsetzen wollten, oder in Form von Ethnographen, die den „exotisch“ anmutenden Alltag der Schtetlbewohner verzeichneten. Im Basiskurs beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit diesem von der Geschichtswissenschaft häufig als „Niedergang“ deklarierten Wandel des Alltagslebens im Schtetl des 19. Jahrhunderts und seinen Folgen. Dazu zählt die Migration nach Westeuropa und Übersee, aber auch die wachsende Nostalgisierung des Schtetls, die ihren Höhepunkt nach seinem endgültigen „Tod“ (Yehuda Bauer) infolge des Zweiten Weltkriegs und der Schoa erreichte.


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