Die Geschichte der Reformation wird gemeinhin als Beginn der Frühen Neuzeit verstanden, erforscht und auch gelehrt. Gleichzeitig lässt sie sich aber auch als Durchbruch oder zumindest indirekte Konsequenz wiederholter Bemühungen um eine Reform der Kirche und ihrer Glieder im Spätmittelalter verstehen. Das Seminar möchte deshalb mit einem der Landesgeschichte entsprechenden Ansatz das Phänomen der Reformation epochenübergreifend fassen und nach den mittelalterlichen Wurzeln der Kirchenspaltung in Bayern fragen. Denn das heutige Bayern mit seinen Landesteilen Altbayern, Franken und Schwaben ist in der Zeit vor und während der Reformation von einer enormen Vielfalt geprägt: Bereits im 15. Jahrhundert waren Bayern und Franken als Nachbarn direkt in die Kriege mit den böhmischen Hussiten involviert. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich das Herzogtum Bayern schon früh zu einem Hort der Reformationsgegner, leitete aber gleichzeitig kirchliche Reformen ein. Ausgehend von der Reichsstadt Nürnberg setzte sich die neue Lehre in Franken dagegen rasch durch. Auch in Schwaben gab es mit Memmingen und Lindau Zentren der Reformation. Augsburg ist hingegen mit zwei Ereignissen von weltgeschichtlicher Bedeutung verbunden: 1530 überreichten dort die Protestanten dem Kaiser die „Confessio Augustana“, 1555 wurde der Augsburger Religionsfriede geschlossen. Diese Ereignisse aus den vorangegangenen Reformbemühungen des Spätmittelalters besser zu verstehen, ist das Ziel der Veranstaltung.
- Trainer/in: Markus Müller