Vor 550 Jahren wurde in der Residenzstadt Ingolstadt eine „Hohe Schule“ durch Herzog Ludwig den Reichen von Bayern-Landshut gegründet. Die 1800 nach Landshut und 1826 als Ludwig-Maximilians-Universität nach München verlegte Hochschule gehörte zu den bedeutendsten (und frequenzstärksten) Einrichtungen der akademischen Bildung im Heiligen Römischen Reich. Neben Wien, Leipzig, Tübingen und Heidelberg bestimmte sie maßgeblich das Profil des süddeutschen Bildungsraums. Das Gründungsjubiläum (1471-2022) ist daher ein willkommener Anlass, die Geschichte der Hochschule einerseits konkret in den Blick zu nehmen (rechtliche, politische und soziale Rahmenbedingungen der Fundation), und sie andererseits vor dem Hintergrund der allgemeinen wissens- und wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklungen der Epoche zu betrachten – etwa unter den Aspekten von Humanismusrezeption, allfälligen Akademisierungs- und Professionalisierungsprozessen des ausgehenden Mittelalters oder Ingolstadts Vernetzung mit der europäischen Bildungslandschaft des 15. Jahrhunderts. Die Arbeit mit universitätsgeschichtlichen Quellen, etwa den lückenlos überlieferten Matrikelverzeichnissen, wird den methodischen Rahmen des Seminars abstecken.
- Trainer/in: Rainald Becker
- Trainer/in: Michael Hetz
- Trainer/in: Markus Müller
Im Raum zwischen der Donau im Norden, der Enns im Osten, den Alpen im Süden und dem Lech im Westen vollzieht sich im Laufe des 6. Jahrhunderts die Stammesbildung der Bayern. Als erbliches Herzogsgeschlecht sind in der Lex Baiuwariorum die Agilolfinger bezeugt. Im Seminar sollen die zentralen Probleme der bayerischen Frühzeit aus der allgemeinen wie der Verfassungs-, Sozial- und Kunstgeschichte behandelt werden. Zentrale Untersuchungspunkte werden auch die Christianisierung und die Kontinuitätsfrage aus der römischen Zeit bilden. Wichtige Quellen bilden das Stammesrecht und die Lebensbeschreibungen der Missionare, doch sollen auch die übrige schriftliche Überlieferung wie ansatzweise archäologische Quellen berücksichtigt werden. Ausgehend von der Arbeit an den Quellen wird eine Einführung in die Technik und Praxis der Geschichtswissenschaft vermittelt.
- Trainer/in: Michael Hetz
- Trainer/in: Markus Müller
- Trainer/in: Alina Schlingensiepen
- Trainer/in: Dieter Weiß
Während sich weite Teile Frankens früh den Einflüssen der Reformation öffneten, entwickelte sich das zu Beginn des 16. Jahrhunderts wiedervereinigte Herzogtum Bayern unter der Regierung der Wittelsbacher zu einem katholischen Musterstaat. Die Forschungsdiskussion um den Komplex der Konfessionalisierung soll ebenso behandelt werden wie die zunehmend von Konfessionsfragen bestimmte Entwicklung der Politik bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts. Daneben werden auch zentrale Fragen der Geistes-, Kirchen-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte berücksichtigt werden.
- Trainer/in: Michael Hetz
- Trainer/in: Markus Müller
- Trainer/in: Alina Schlingensiepen
- Trainer/in: Dieter Weiß
Die Geschichte der Reformation wird gemeinhin als Beginn der Frühen Neuzeit verstanden, erforscht und auch gelehrt. Gleichzeitig lässt sie sich aber auch als Durchbruch oder zumindest indirekte Konsequenz wiederholter Bemühungen um eine Reform der Kirche und ihrer Glieder im Spätmittelalter verstehen. Das Seminar möchte deshalb mit einem der Landesgeschichte entsprechenden Ansatz das Phänomen der Reformation epochenübergreifend fassen und nach den mittelalterlichen Wurzeln der Kirchenspaltung in Bayern fragen. Denn das heutige Bayern mit seinen Landesteilen Altbayern, Franken und Schwaben ist in der Zeit vor und während der Reformation von einer enormen Vielfalt geprägt: Bereits im 15. Jahrhundert waren Bayern und Franken als Nachbarn direkt in die Kriege mit den böhmischen Hussiten involviert. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich das Herzogtum Bayern schon früh zu einem Hort der Reformationsgegner, leitete aber gleichzeitig kirchliche Reformen ein. Ausgehend von der Reichsstadt Nürnberg setzte sich die neue Lehre in Franken dagegen rasch durch. Auch in Schwaben gab es mit Memmingen und Lindau Zentren der Reformation. Augsburg ist hingegen mit zwei Ereignissen von weltgeschichtlicher Bedeutung verbunden: 1530 überreichten dort die Protestanten dem Kaiser die „Confessio Augustana“, 1555 wurde der Augsburger Religionsfriede geschlossen. Diese Ereignisse aus den vorangegangenen Reformbemühungen des Spätmittelalters besser zu verstehen, ist das Ziel der Veranstaltung.
- Trainer/in: Markus Müller
Raum und Zeit können und müssen als zentrale Kategorien der Geschichtswissenschaft bezeichnet werden: sowohl methodisch als auch thematisch. Ohne Raum und Zeit oder ohne eine gewisse Konzeption dieser beiden Phänomene gäbe es keine Vorstellung von Geschichte und so nicht einmal die Möglichkeit, diese wissenschaftlich zu untersuchen. Gerade die Landesgeschichte hat sich solchen Fragen stärker zu stellen, da sie den Anspruch erhebt, bei ihrem Blick auf bestimmte unterhalb der nationalstaatlichen Ebene liegende Länder oder Regionen epochenübergreifende Perspektiven einnehmen zu können. In der Übung beschäftigen wir uns mit jüngeren Studien und Forschungsprojekten, die sich mit den Phänomenen Raum und Zeit – Stichworte „spatial turn“ und „Zeitvergessenheit“ – und ihrer Bedeutung für die Geschichtswissenschaft befassen, und wollen versuchen, daraus gewonnene Einsichten auf die Landesgeschichte mit ihren eigenen Methoden und Fragestellungen zu übertragen.
- Trainer/in: Markus Müller
Ziel der Übung ist es, den Studierenden einen Überblick über die Geschichte Bayerns im Mittelalter (ca. 500–1500) zu vermitteln und sie auf die Staatsexamensprüfung im Fach Bayerische Geschichte vorzubereiten. Zu diesem Zweck sollen Themen, die als Fragen für die schriftliche Staatsexamensklausur in Frage kommen, gemeinsam und unter Einbeziehung aktueller Forschungsliteratur erarbeitet und die Vorgehensweise bei der Beantwortung von Klausurfragen eingeübt werden. Die Lehrveranstaltung richtet sich vorwiegend an Lehramtsstudierende, steht aber auch Studierenden anderer Studiengänge mit Interesse für die Bayerische Geschichte des Mittelalters offen. Die Übung wird in rein virtuellem Format stattfinden.
- Trainer/in: Michael Hetz
- Trainer/in: Markus Müller
„Die Reiter der Apokalypse“, „Europe’s Tragedy“, „Der Krieg der Kriege“ – die jüngsten Gesamtdarstellungen zum Dreißigjährigen Krieg griffen für ihre Titel zu suggestiven Formulierungen aus dem abendländischen Mythenarsenal. Auch für die Bayerische Geschichte erfüllt der Komplex der zwischen 1618 und 1648 angesiedelten Gewalt-, Krisen- und politischen Ereignisse die Rolle eines Mythos. Kaum lässt sich eine Ortsgeschichte der Städte, Märkte und Dörfer Ober- und Niederbayerns finden, worin der Dreißigjährige Krieg nicht als einschneidende Zäsur oder Katastrophe gedeutet wird. Seuchen, Hungersnöte, Plünderungen, Zerstörungen, Konfiszierungen, Einquartierungen und die damit verbundenen Todesfälle lassen insbesondere die 1630er und 1640er Jahre als exzeptionelle Katastrophenzeit erscheinen. In der bayerischen Landesgeschichte gilt der über ein halbes Jahrhundert regierende Herzog/Kurfürst Maximilian I. auch aufgrund seiner zeitweiligen Schlüsselrolle in diesem europäischen Konflikt als bedeutendster Wittelsbacher seit Kaiser Ludwig dem Bayern.
In unserem Kurs wollen wir versuchen, gemeinsam sozial-, wirtschafts- und umweltgeschichtliche Aspekte des Dreißigjährigen Krieges in Bayern zu erarbeiten, zugleich aber auch die politisch-militärischen Entwicklungen im Vorfeld und während des „Großen Krieges“ nachzuvollziehen.
Zudem bietet der Basiskurs eine Einführung in das geschichtswissenschaftliche Arbeiten.
- Trainer/in: Elisabeth Heistinger
- Trainer/in: Martin Keßler
Für das Bayern des 19. und 20. Jahrhunderts lässt sich eine große
Vielfalt an Traditionen und Traditionsstiftungen erschließen. Einen
besonderen Stellenwert nehmen hierbei u.a. kulturelle Repräsentationen
des Landes, Facetten der Erinnerungspolitik, kirchliche Traditionen und
die reichhaltigen Formen (über-)regionaler Brauchtumspflege ein. Die
Übung thematisiert diese Phänomene sowohl in der Konkretion als auch in
ihrer weitergehenden Bedeutung, da sie vielfach wirkmächtige
Bayernbilder geprägt haben, die z.T. bis in die Gegenwart präsent sind.
Dazu werden heterogene Quellengattungen ausgewertet, neben
Schriftquellen verstärkt auch Ton-, Bild- und Filmquellen. Auf der
konzeptuellen Ebene setzen wir uns kritisch mit zentralen Diskursen und
Mechanismen historischer Traditionsstiftung auseinander. Schließlich
gilt es, die Erkenntnisse zu Bayern vergleichend einzuordnen.
- Trainer/in: Matthias Bischel
- Trainer/in: Elisabeth Heistinger
- Trainer/in: Claudia Schemmer
Ton und Film ermöglichen als audio(visuelle) Quellen spezifische Zugänge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts, zu Personen, Räumen und Ereignissen, zu politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen. Die Geschichte des Fernsehens, in dessen Anfängen Landesrundfunkanstalten wie das Bayerische Fernsehen stehen, ist von einer starken Expansion bis hin zu kommerziellen Privatsendern ab den 1980er Jahren geprägt; das Medium wurde Teil der Lebenswelten der Menschen. Diese landesgeschichtliche Übung nimmt speziell die für Bayern relevante Fernsehüberlieferung ab Mitte der 1950er Jahre in den Blick. Wir werden exemplarisch audiovisuelle Quellen erschließen, um herauszufinden, welche Erkenntnisse sie im Einzelfall ermöglichen und welche ergänzenden Zugänge sie für die historische Forschung, Vermittlung und Präsentation eröffnen.
Die Übung findet in jedem Fall als digitales Format statt (Zoom, Moodle).
- Trainer/in: Elisabeth Heistinger
- Trainer/in: Claudia Schemmer
Die öffentliche Wertschätzung des Museums wird insbesondere durch seine
publikumswirksamen Präsentationen in Dauer- und Sonderausstellungen
bestimmt. Dabei werden unterschiedliche Strategien angewandt, um
Sammlungen attraktiv zu gestalten und historische und kunsthistorische
Kenntnisse zu vermitteln. Die Erwartungen der Besucher an die
Präsentation wie auch die daraus resultierenden Vermittlungsstrategien
sind einem steten Wandel unterzogen und folgen gezwungener Maßen mehr
oder weniger dem Zeitgeist. In der Übung soll versucht werden, neue Wege
der musealen Vermittlung zu erkennen und nach Möglichkeit zu
typisieren. Im Rahmen der Übung sind – soweit dies möglich sein wird –
Exkursionen zu Museen und Ausstellungen geplant.
- Trainer/in: Elisabeth Heistinger
- Trainer/in: Christine Rogler
- Trainer/in: Beatrice Wichmann
Der Tod Kurfürst Max III. Josephs im Dezember 1777 brachte für Bayern eine neue Herrschaft und unruhige Zeiten mit sich. Der neue Kurfürst, Karl Theodor von der Pfalz, und dessen Nachfolger Max IV. Joseph (reg. 1799–1825) sahen sich einem neuen Verständnis von Öffentlichkeit gegenüber. Sie setzen Reformbemühungen fort und neue in Gang, und wurden schließlich auch in die Koalitionskriege gegen das revolutionäre Frankreich verwickelt. Mit der Erhebung zum Königreich 1806 entstand ein vergrößerter, neu verfasster und souveräner Staat sowie eine vorgeblich offensichtliche Zäsur in der Geschichte. Ob nun als Ende der Kurfürstenzeit betitelt oder als Beginn der Moderne – die vielschichtigen Veränderungen in Politik und Gesellschaft dieser Jahrzehnte verdienen nähere Betrachtung.
Im Seminar sollen daher über verschiedene thematische Zugänge die Besonderheiten jener Umbruchszeit erschlossen werden. Die Betrachtung von innen- und außenpolitischen Komplexen richtet auch ein besonderes Augenmerk auf die Rolle von Medien und Öffentlichkeit. Außerdem sollen Orte der Wissenschaft und auf ihr basierende Reformen in den Blick genommen sowie wirtschaftliche und kulturelle Gesichtspunkte nicht außer Acht gelassen werden. Gleichzeitig wird uns die Frage beschäftigen, was genau einen „Umbruch" ausmacht und welche anderen Bezeichnungen und Periodisierungen in Frage kommen könnten.
Der Basiskurs führt damit zugleich in die bayerische Geschichte des 18. Jahrhunderts ein.
- Trainer/in: Elisabeth Heistinger
Religion, soziale Herkunft, sexuelle Orientierung, Ethnie, Sprache - es
gibt viele Gründe, weshalb Kollektive den Status einer
gesellschaftlichen Minderheit einnehmen können. Damit in Verbindung
stehende Phänomene wie Narrative der Zusammengehörigkeit,
Diskriminierung, erhöhte soziale Aufmerksamkeit oder auch Privilegierung
werden aktuell breit in der Öffentlichkeit diskutiert. Erst der Blick
auf längere historische Entwicklungslinien ermöglicht jedoch eine
kritische Perspektive auf die besondere Situation (vermeintlich)
andersartiger Gruppen. Der Basiskurs rekonstruiert die Geschichte der
Minderheiten in Bayern deshalb sowohl als eigenständigen und
facettenreichen Untersuchungsgegenstand, möchte jedoch auch versuchen,
die Mehrheitsgesellschaft im Lichte ihres Umgangs mit Minoritäten näher
zu betrachten.
- Trainer/in: Matthias Bischel
- Trainer/in: Laura Fuchs
- Trainer/in: Elisabeth Heistinger