Nie war der Einfluss der Wissenschaften auf Gesellschaft und Politik größer als im 20. Jahrhundert. “Verwissenschaftlichung” wird zurecht als Strukturmerkmal moderner Gesellschaften angesehen. Der Basiskurs führt an die Geschichte der (Natur-)Wissenschaften im 20. Jahrhundert heran, vorwiegend in Europa. Dabei wird die Wissenschaft in ihrem Wechselverhältnis mit Politik und Gesellschaft in den Blick genommen. Behandelt werden unter anderem die institutionelle Differenzierung (und Nationalisierung) der Wissenschaften innerhalb und außerhalb der Universität; die Wirkungsmacht von Darwins Evolutionstheorie, parallel dazu der Aufstieg von Eugenik und Rassenhygiene; die revolutionären Entwicklungen in der Physik ab 1900 (v.a. Quantentheorie und Relativitätstheorie) und der Aufstieg der Physik zur Leitdisziplin; die Verflechtung von Wissenschaft und Technik im 20. Jhd. und der Aufstieg der so genannten „Big Science“; die Rolle der Wissenschaft im Nationalsozialismus; die seit einiger Zeit intensiv erforschte „Cold War Science“; die Trennung der “zwei Kulturen” der Geistes- und Naturwissenschaften; der Aufstieg der neuformierten Lebenswissenschaften (biologische, technologische und medizinische Forschungsgebiete) zur neuen Leitdisziplin seit den 1970er Jahren; und die zunehmende Ökonomisierung der Wissenschaft sowie gesellschaftlicher Debatten um wissenschaftliche Autorität im Zeitalter alternativer Fakten.
Es werden keine Kenntnisse der Wissenschaftsgeschichte (oder gar der Naturwissenschaften) vorausgesetzt, wohl aber die Bereitschaft, englische Texte zu lesen und zu diskutieren.
Prüfungsformen im BA und modularisierten Lehramt: KL + RE + HA
Achtung NEU! Prüfungsform im Didaktikfach - Mittelschule und Sonderpädagogik (Studienbeginn ab WS 2015/16): RE + HA
- Lehrperson: Johannes Schuckert
Im Oberseminar/Masterkurs werden laufende Forschungsarbeiten zur Wissenschaftsgeschichte vorgestellt und diskutiert. Das Programm wird vor Semesterbeginn per Aushang sowie auf der Homepage des Lehrstuhls bekannt gegeben.
Die Veranstaltung wird in einer Mischung von asynchronen und synchronen Anteilen abgehalten. Präsentationen oder Textentwürfe werden im Vorfeld bereitgestellt, die Diskussion erfolgt synchron mit Beginn des Sitzungszeitraums.
- Lehrperson: Kärin Nickelsen
Im Lektürekurs werden methodisch grundlegende oder inhaltlich impulsgebende Monographien aus dem Feld der Wissenschaftsgeschichte gelesen und diskutiert. Die Auswahl der Lektüre erfolgt asynchron (per Email oder Doodle-Umfrage), die Diskussion der Bücher synchron als Video-Konferenz.
Prüfungsform: Gemeinsames Abschlussgespräch
- Lehrperson: Kärin Nickelsen
Unzählige Karikaturen stellten Charles Darwin im 19. Jahrhundert als Affen dar, jeder kennt die Fotographie Albert Einsteins mit herausgestreckter Zunge, Francis Crick und James Watson sind ohne das Attribut der Doppelhelix kaum vorstellbar. Gleichzeitig prägen aber auch fiktive Darstellungen von WissenschaftlerInnen die öffentliche Wahrnehmung -- denken wir etwa an Indiana Jones und die Archäologie oder an Walter White und die Chemie. Doch was verraten uns diese medialen Darstellungen über das Bild, das die Öffentlichkeit in der Vergangenheit von WissenschaftlerInnen und ihrer Tätigkeit hatte? Inwieweit waren ForscherInnen selbst an ihrer medialen Repräsentation beteiligt? In dieser Übung untersuchen wir reale wie fiktive Darstellungen und Repräsentationsformen von WissenschaftlerInnen und Wissenschaft im 19. und 20. Jahrhundert. Wir widmen uns damit auch der Frage, wie solche Darstellungen das Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit widerspiegelten oder gar beeinflussten. Vor dem Hintergrund zeitgenössischer Quellen und zentraler theoretischer Ansätze nähern wir uns den Vorteilen und Grenzen von populären Medien für die Wissenschaftsgeschichte an.
Sachkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, wohl aber die Fähigkeit und Bereitschaft, auch längere und komplexe englischsprachige Quellen und Sekundärliteratur zu lesen und zu diskutieren.
Prüfungsform im BA, mod. Lehramt, MA und GSP: ES
- Lehrperson: Claus Spenninger
Die interdisziplinär angelegte Übung untersucht „Wissensordnungen“ am Beispiel des europäischen Darwinismus im 19./20. Jahrhundert. Neben der Lektüre und Diskussion von Primärtexten werden wir verschiedene Ansätze und Begriffe aus Literaturwissenschaft und Wissenschaftsgeschichte kennenlernen und ihren analytischen Wert reflektieren.
Im Zentrum steht die Frage, wie wissenschaftliches Wissen zur Konstituierung und Dynamisierung kultureller Ordnungen beiträgt und wie dies wiederum auf die Wissenschaft zurückwirkt. Dazu beschäftigen wir uns mit dem Gehalt des Darwinismus, mit seiner sozialen Dimension und den vielfältigen Kontroversen sowie schließlich mit seiner Ausprägung in unterschiedlichen kulturellen Kontexten, mit einem Schwerpunkt auf der russischen Kultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Dabei nehmen wir Darwins Theorie und ihre Rezeption als wissenschaftliche Beiträge ernst, die in einem historischen Kontext stehen. Dabei spielt aber auch die diskursive (rhetorische und narrative) Dimension des Darwinismus eine wichtige Rolle, in der Analyse der wissenschaftlichen Schriften wie in zeitgenössischer Literatur.
Prüfungsformen im Master Geschichte und GSP: ES
Prüfungsformen im Master Slavische Philologie:
- WP 12.1, WP 14.1 Hausarbeit (ca. 30.000 bis max. 35.000 Zeichen); Benotung 6 ECTS (+3 ECTS mit Übung WP 12.2 bzw. WP 14.2)
- WP 19.1, WP 25.1 Hausarbeit (ca. 20.000 bis max. 25.000 Zeichen); Benotung 3 ECTS (+3 ECTS mit Kolloquium WP 19.2 bzw. WP 25.2)
- Lehrperson: Kärin Nickelsen
- Lehrperson: Riccardo Nicolosi
Atombombe, Raketen, Satelliten, Computer, Grüne Revolution, Umweltschutz, „Star Wars” – zentrale Begriffe politischer und gesellschaftlicher Debatten des Kalten Kriegs stehen in engem Bezug zur Wissenschaft der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Kalte Krieg war nicht nur machtpolitische Konfrontation zweier ideologischer Systeme, sondern auch Wettstreit um wissenschaftlich-technologische Vorherrschaft.
Die ersten Jahrzehnte nach 1945 markierten in West und Ost eine Phase signifikant steigender Forschungsinvestitionen, und „scientific manpower“ wurde zum Gradmesser für die technologische Schlagkraft einer Nation. Wissenschaftler (und einige Wissenschaftlerinnen) wurden zu einflussreichen politischen Akteuren, und zwar weit über Fragen der Atomphysik oder der Rüstungsforschung hinaus: In der neuen geopolitischen Situation veränderten sich Rahmenbedingungen sowie Forschungsinhalte und -praktiken der Physik, Biologie, Meteorologie, Medizin, Informatik, Ethnologie, Area Studies, Geschichtswissenschaften -- etc. Vermehrt wurde projektorientiert in großen, interdisziplinären Teams geforscht („Big Science“), und die Publikation von Forschungsergebnissen unterlag Beschränkungen der nationalen Sicherheit. Die neue soziale Rolle „des Wissenschaftlers“ führte zu intensiven Debatten um die ethische Verantwortung von Wissenschaft und schlug sich in der Populärkultur nieder.
Der Aufbaukurs verfolgt diese enge Verflechtung von Wissenschaft und Kaltem Krieg anhand verschiedener Episoden aus den Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs.
Vorausgesetzt
wird die Fähigkeit und Bereitschaft, die größtenteils
englischsprachigen Quellen und Sekundärtexte zu lesen und zu diskutieren.
Prüfungsform im Master Geschichte und im GSP Aufbaukurs: RE + HA
- Lehrperson: Kärin Nickelsen
Ein Testkurs zum Ausprobieren der moodle-Funktionalitäten.
- Lehrperson: Kärin Nickelsen
- Lehrperson: Johannes Schuckert
- Lehrperson: Claus Spenninger
- Lehrstuhlinhaberin: Kärin Nickelsen