In der jüdischen Geschichte ist das Jahr 1492 nicht nur mit der Entdeckung Amerikas verbunden, sondern vor allem mit dem „Alhambra-Edikt“. Weit über hunderttausend spanische Juden, die sich nicht taufen lassen wollten, wurden von der Iberischen Halbinsel (hebräisch „Sefarad“) vertrieben. Die Flüchtlinge zog es zu großen Teilen ins benachbarte Portugal, aber auch in verschiedene Städte des Osmanischen Reiches. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte bildete sich eine globale sefardische Diaspora zwischen West- und Südeuropa, Nordafrika, dem Nahen Osten und der Neuen Welt heraus, die durch vielfältige Familien- und Verwandtschaftsnetzwerke miteinander verbunden war. Im Basiskurs rekonstruieren wir die Geschichte der sefardischen Juden aus einer globalgeschichtlichen Perspektive. Dabei geraten vor allem Austausch- und Transferprozesse in den Blick.
- Учитель: Philipp Lenhard
In einer Zeit, da selbst hochrangige Politiker „alternative Fakten“ vorschieben, um die Realität in ihrem Sinne auszulegen, ist es gerade in der Geschichtswissenschaft geboten, wieder verstärkt über den eigenen Umgang mit Fakten und Erzählungen nachzudenken. Ein relativ neuer methodischer Zugang ist die sogenannte „kontrafaktische Geschichtsschreibung“, die die berühmte Frage „Was wäre, wenn…?“ stellt. Bei ihr geht es nicht darum, unter Einbeziehung fiktiver Fakten Geschichte neu und anders zu schreiben, sondern ihre Offenheit und Zufälligkeit auszuloten. Dies führt im besten Fall zu einem gesteigerten historischen Problembewusstsein. Allerdings ist die „kontrafaktische Geschichtsschreibung“ auch durchaus umstritten, wird doch von vielen ihre Seriosität angezweifelt. In der Übung wollen wir uns ein eigenes Urteil über die Stärken und Schwächen dieses Ansatzes bilden – und zwar am Beispiel der modernen jüdischen Geschichte. Am Ende des Semesters schreiben alle Studierenden einen „kontrafaktischen Essay“ zur jüdischen Geschichte.
- Учитель: Philipp Lenhard
- Учитель: Julia Treindl
This lecture course elaborates upon the deep faith-based aspects inherent to the Israeli Palestinian reality.
Contrary to the prevailing image, this course exposes the deep-routed synergies, commonalities and
longstanding cultural partnerships which lie at the heart of the Palestinian-Israeli reality, weaving in new
insights from contemporary archaeology, critical theological studies, contemporary Middle Eastern
international Relations and the historical Longue duree, from antiquity to the present.
Prüfungsform im BA und mod. LA (Studienbeginn bis SOSE 2020): KL
Achtung NEU!
keine Prüfung im BA und LA (Studienbeginn ab WISE 2020/21)
- Учитель: Gilad Ben-Nun
This course will examine the roles and the representation of Jewish women and men in medieval and early modern Europe. Pre-modern Jews were the inheritors of a rabbinic tradition that prescribed gender roles in specific, and occasionally restrictive, ways; but as members of medieval and early modern European societies, their lives were also impacted by contemporaneous gender ideology, social mores, and cultural norms. Economic need, demographic reality, and religious competition all contributed to shifting expectations of the functions that Jewish women and men would assume in private and public spheres. Through close readings of legal texts, literary works, and documentary records, we will consider the relationship between gender theory and practice and the ways in which medieval and early modern Jews negotiated their gendered identities.
Prüfungsformen im MA, BA und mod. LA: ES
- Учитель: Rachel Furst
Die Weimarer Republik ist aus jüdischer Sicht im Rückblick höchst ambivalent zu bewerten. Zum einen waren nun rechtliche Beschränkungen mit der Einführung der Demokratie nun endgültig aufgehoben. Die deutsch-jüdische Kultur erlebte eine Renaissance und durch die Einwanderung von Juden aus Ostereuropa entstanden vielerorts neue Lehrzentren. Gleichzeitig wurde die Republik selbst von vielen Krisen gebeutelt, die sich auch auf deren jüdischen Staatsbürger auswirkten. Zudem erlebte auch der Antisemitismus neuen Auftrieb und innerjüdische Spannungen um politische Fragen wie den Zionismus oder zwischen deutschen Juden und sogenannten „Ostjuden“ verschärften sich. Nicht zuletzt erlebte die Weimarer Republik Gründung und Aufstieg der Nationalsozialisten, die das politische und gesellschaftliche Klima immer stärker beeinflussten. Dennoch wäre es verkürzt, jüdische Geschichte in der Weimarer Republik lediglich als ein Vorkapitel zum NS und schließlich der Vernichtung des europäischen Judentums zu begreifen. Der Kurs widmet sich den verschiedenen Facetten jüdischen Lebens in der Weimarer Republik anhand der Sekundärliteratur und einer weiten Bandbreite an historischen Quellen.
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn bis SOSE 2020): KL+RE+HA
Achtung NEU!
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn ab WISE 2020/21): RE + HA
Prüfungsform im Didaktikfach - Mittelschule und Sonderpädagogik (Studienbeginn ab WISE 2015/16): RE + HA
- Учитель: Daniel Mahla
Die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und die unvorstellbaren Massenmorde des Holocaust sind zu einem mahnenden und schließlich einenden Moment der Politik Europas geworden. Die Gründung der gemeinsamen Institutionen des Kontinents gehen auf das Vorhaben zurück, solche Kriege in Europa zukünftig zu vermeiden. Gleichzeitig aber sind Gedenken an den Krieg und die damit betriebene Politik in den letzten Jahren immer spannungsreicher in Zentraleuropa geworden. Das wird insbesondere in den Beziehungen einzelner Länder zu Israel deutlich, in denen sich historisches Gedächtnis und Lehren aus der Vergangenheit nicht selten stark unterscheiden. Der Kurs nimmt diese Spannungen und die dahinterstehenden historischen Entwicklungen in den Blick.
Im Mittelpunkt stehen die diplomatischen Beziehungen Deutschlands, Tschechiens und Polens zu Israel. Alle drei Länder betonen den besonderen Status ihrer Beziehungen zum jüdischen Staat, ein Fakt der sich in den verschiedenen Außenpolitiken widerspiegelt. Im Kurs werden wir diese analysieren und vergleichen sowie deren Auswirkungen auf EU-Politik behandeln.
Die Übung wird in Zusammenarbeit mit Dr. Irena Kalhousová (Karls-Universität in Prag) und Prof. Dr. Joanna Dyduch (Jagiellonen-Universität Krakau) angeboten und bringt jeweils acht Studierende der drei Universitäten zusammen. Die regelmäßigen Sitzungen finden über Zoom statt. Unterrichtsprache ist Englisch. Als Prüfungsleistung ist die Erstellung eines Audiopodcasts in tri-nationalen Kleingruppen geplant. Darüber hinaus ist für den 11.-14.11.21 ein Treffen der TeilnehmerInnen in Krakau geplant (wenn es die Gesundheitszulage zulässt). Die Selbstbeteiligung für die Exkursion beträgt 100 Euro.
Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung bis zum 30.8.2021 notwendig. Bitte senden Sie bis zu diesem Datum eine Email mit einer kurzen Begründung zu Ihrem Interesse an der Übung an daniel.mahla@lmu.de. Alle, die sich anmelden, erhalten wenige Tage später Bescheid, ob Sie in den Kurs aufgenommen werden konnten.
Literatur zur Vorbereitung:
Bachleitner, Kathrin. 2019. ‘Diplomacy with Memory: How the Past is Employed for Future Foreign Policy’. Foreign Policy Analysis 15: 492-508.
Malgorzata Pakier: A European Memory? Contested Histories and Politics of Remembrance, New York 2012.
Online-Veranstaltung.
Prüfungsform im BA und mod. LA: ES
- Учитель: Daniel Mahla
Kleidung ist ein visuelles Kommunikationsmittel, das buchstäblich „auf den ersten Blick“ eine sehr allgemein gefasste soziale Einordnung ermöglicht, beispielsweise die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen, religiösen, ethnischen, politischen Gruppe. Die bewusste Entscheidung für einen bestimmten Kleidungsstil bedeutet auch den Versuch und Willen zur Integration und Akkulturation in einer Gemeinschaft. Umgekehrt steht das Verbot einer bestimmten Kleidung oder gar der Zwang zu äußeren Kennzeichen oft für Stigmatisierung und den Ausschluss aus der Gemeinschaft. Seit dem Mittelalter bis hin zum „Judenstern“ im 20. Jahrhundert haben wir zahlreiche Belege dafür, wie Juden durch Kleidung und äußere Symbole als solche gekennzeichnet wurden. Auch das jüdische religiöse Gesetz macht zahlreiche Vorgaben zur Kleidung, wie beispielsweise das Verbot, Leinen und Wolle zu mischen. Wie gingen Juden mit solchen Kleidungsvorschriften im Alltag um? Wie konnten sie mit individuellen Bedürfnissen, gesellschaftlichen Moden, politischen und wirtschaftlichen Zwängen vereinbart werden? Und führte das zur Entstehung einer typisch jüdischen Kleidung? Der gesamte Themenkomplex Kleidung - auch Aspekte der Herstellung und des Handels - nimmt in der jüdischen Geschichte einen bemerkenswert großen Platz ein. In der Forschung hat sich das bisher noch nicht adäquat niedergeschlagen. In der Übung beschäftigen wir uns mit der neuzeitlichen Kleidungsgeschichte der Juden, den sie betreffenden Kleidungsordnungen und -zwängen, ihren religiösen, weltanschaulichen, politischen, sozialen und kulturellen Hintergründen und Bedeutungen.
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn bis SOSE 2020): KL+RE+HA Achtung NEU! Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn ab WISE 2020/21): RE + HA |
- Учитель: Evita Wiecki
Musik taucht in Holocaust-Erinnerungen jüdischer Überlebender aus Osteuropa häufig auf: Lieder aus Lagern, Ghettos und Wäldern, Lieder als Trost, Kraftquelle und Akt der Menschlichkeit, schließlich Musizieren als Lebensretter und als Folter. Die während des Holocausts von osteuropäischen Juden gesungenen Lieder speisen sich vor allem aus zwei Quellen: traditionelle Volkslieder und Lieder der zeitgenössischen, europäischen Theater- und Kabarettszene. Ihre Texte wurden den aktuellen Lebensumständen angepasst, die geprägt waren von Furcht, Hunger, Gewalt und Tod.
Doch welche Rolle spielte Musik für überlebende Juden, die als sogenannte DPs (displaced persons) in den Jahren 1945-48 in Bayern lebten? Knüpfte die Musik der DPs, die nun unfreiwillig für ungewisse Zeit im „Land der Täter“ leben mussten, an das kulturelle Schaffen vor und während der Vernichtung an?
Das Programm des berühmten Befreiungskonzerts in St. Ottilien am 27. Mai 1945 mit Hymnen der Alliierten, mit jiddischen und hebräischen (Volks)Liedern, mit klassischen Werken von Grieg und Bizet zeugt von einer großen symbolischen, vereinenden Kraft der Musik. Die schwungvollen Auftritte der DP-Swing-Band Happy Boys stehen wiederum für ungebrochenen Lebenswillen. Einzelne Lieder erzählen Geschichten von Individuen und Kollektiven, in ihrer Gesamtheit jedoch sind sie Ausdruck des Schicksals und der Geschichte der osteuropäischen Juden.
In der Übung beschäftigen wir uns schwerpunktmäßig mit den Formen und Funktionen jüdischen Musizierens in jüdischen DP-Camps in Bayern. Wir gehen dabei auch der Frage nach, inwiefern diese bisher wenig beachteten Zeugnisse des Alltags im Holocaust und in der DP-Zeit für die historische Forschung nutzbar sind und was wir daraus auf Makro- und Mikroebene lernen können.
Jiddisch- oder Hebräischkenntnisse sind nicht erforderlich.
Prüfungsform im BA und mod. LA und GSP: ES
- Учитель: Evita Wiecki
Deutschland im zweiten Reich und während der Weimarer Republik wurde durch viele soziale und intellektuelle Krisen gezeichnet, die aber auch eine bemerkenswerte Blüte der Philosophie, Literatur und Künste hervorbrachten. Jüdische Intellektuelle nahmen eine zentrale Rolle in jenen kulturellen Bewegungen ein und ihr Anteil an den radikalen Marginalen war besonders stark. Im Rahmen dieses Aufbaukurses werden wir vor allem die religiösen Ausdrücke solcher anarchischen, säkularen Religiosität verfolgen und wie sie in einem partikularistischen inner-jüdischen, bzw. als ein universeller Utopismus ausgedrückt wurden.
Prüfungsform im Master und GSP: RE + HA
- Учитель: Thomas Kestler
- Учитель: Julia Schneidawind
- Учитель: Yossef Schwartz
Der Übergang vom Mittelalter zur Moderne markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der europäischen Geistesgeschichte. Wissenschaftliche Revolution, Reformation, Aufklärung und Gegen-Aufklärung, das neue wissenschaftliche Ideal eines philologischen historischen Bewusstseins, sie alle sind bekannte Merkmale dieser intellektuellen Verschiebung. All jene Elemente sind auch in der jüdischen Geistesgeschichte der Moderne von großer Bedeutung, aber sie haben im jüdischen Kontext ihre eigenen Formen. Die Vorlesung soll dem Übergang arabischen und hebräischen jüdischen Philosophierens vom Mittelalter zur Moderne, insbesondere im europäischen Kulturraum, folgen. Es werden einige kulturelle Typen betrachtet: Assimilationsmodelle und deren Herausforderungen bezüglich der traditionellen Orthodoxie (Spinoza), die Entstehung der wandernden Juden als Model/Prototyp der Selbstbildung (Mendelssohn und Maimon), Jüdische Aufklärung (Haskala) und Gegen-Aufklärung, jüdischer Partikularismus gegen Universalismus (in deren jeweiligen messianischen Aspirationen). Neben der Entstehung jüdischer Spekulationen in modernen europäischen Sprachen wird auch die neue Wende ins moderne Hebräisch betrachtet, in Osteuropa wie auch in Palästina-Israel.
Prüfungsform im BA und mod. LA (Studienbeginn bis SOSE 2020): KL
Achtung NEU!
keine Prüfung im BA und LA (Studienbeginn ab WISE 2020/21)
keine Prüfung im Didaktikfach - Mittelschule und Sonderpädagogik (Studienbeginn ab WISE 2015/16)
- Учитель: Thomas Kestler
- Учитель: Julia Schneidawind
- Учитель: Yossef Schwartz
Die christliche Auseinandersetzung mit dem jüdischen Schrifttum erfuhr eine radikale Wende im Übergang zum Hoch- und Spätmittelalter. Seit dem 12. Jahrhundert werden christliche Gelehrte mit dem Phänomen des post-biblischen, rabbinischen Judentums auf eine neue Weise konfrontiert. Im Rahmen dieser neuen Kenntnis werden Midrash und Talmud, Philosophie und Kabbala übersetzt und studiert. Jüdische Gelehrte, Konvertiten, und Christen, sie alle nehmen an diesem Prozess teil, der sich in der frühen Neuzeit wesentlich stärker verbreitet. Im Mittelalter wie in der Moderne führen diese neuen Kenntnisse zu sehr unterschiedlichen Reaktionen: Neue Arten von Verfolgungen aber auch neue Aufrufe zu Toleranz und Pluralismus entstehen, Faszination und Abscheu. Im Rahmen der Übung werden wir entscheidende Momente dieser inter-religiösen Kulturdynamik vom 12. bis zum 20. Jahrhundert betrachten, wie auch deren unterschiedliche Rezeptionsmechanismen in der modernen Populärkultur und in der modernen Geschichtsschreibung.
Prüfungsformen im BA und mod. LA: ES
Prüfungsformen im MA und GSP: ES
- Учитель: Thomas Kestler
- Учитель: Julia Schneidawind
- Учитель: Yossef Schwartz
- Учитель: Julia Treindl
- Учитель: Julia Treindl
- Учитель: Julia Treindl
- Учитель: Julia Schneidawind
- Учитель: Rachel Furst
- Учитель: Julia Schneidawind
- Учитель: Michael Brenner
- Учитель: Julia Schneidawind
- Учитель: Michael Brenner
- Учитель: Julia Schneidawind
Wie wohl kein anderer Staat ist das moderne Israel von Einwanderung geprägt. Den frühen Staatsaufbau leisteten vornehmlich Juden aus Europa. Dazu kamen in den 1940ern und 1950ern Flüchtlinge und Migranten aus islamischen Ländern. Später folgten weitere Gruppen etwa aus der Sowjetunion und Äthiopien. Wie die unterschiedlichen Gruppen zusammenleben und welche Ausrichtung das Staatswesen haben sollte, diese Fragen werden immer wieder von neuem ausgehandelt. Die frühen Staatsgründer erträumten sich Israel als einen Schmelztiegel, der die jüdischen Einwanderer aus aller Welt zu einer gemeinsamen israelischen Identität führen würde. Solche Träume wichen bald der widersprüchlichen Realität und führten nicht selten zu Spannungen zwischen den verschiedenen Gruppen. Hinzu kamen Konflikte mit der arabischen Bevölkerung. Der Basiskurs führt in diesen Themenkomplex ein und befasst sich mit der Bedeutung von Migration für die israelische Gesellschaft. Bereitschaft und Fähigkeit, mit englischen Texten zu arbeiten, sind Grundvoraussetzungen für die Teilnahme am Kurs.
Prüfungsformen im BA und mod. LA: KL+RE+HA
LA Didaktik der Geschichte: RE + HA
Literatur zur Vorbereitung:
Brenner, Michael: Israel. Traum und Wirklichkeit des jüdischen Staates: von Theodor Herzl bis heute, München 2016.
Kimmerling, Baruch: The Invention and Decline of Israeliness. State, Society, and the Military, Berkeley 22005.
Shafir, Gershon / Peled, Yoav: Being Israeli. The Dynamics of Multiple Citizenship. Cambridge 2002.
Shapira, Anita: Israel. A History, Waltham MA 2012.
- Учитель: Daniel Mahla
Am 19.10.2019 versuchte ein aus dem rechtsextremen Spektrum stammender Täter, in die Synagoge in Halle an der Saale einzudringen und auf die dort aus Anlass des höchsten jüdischen Feiertages versammelte Gemeinde das Feuer zu eröffnen. Als es dem Täter nicht gelang, in das Gotteshaus einzudringen, verließ er das Gelände und erschoss zwei Passanten. Der Anschlag auf die Synagoge in Halle bedeutet eine tiefe Zäsur für die Juden in Deutschland und verdeutlicht auf drastische Weise die ungebrochene Existenz des Antisemitismus auch 75 Jahre nach dem Holocaust.
Doch Antisemitismus ist kein exklusives Merkmal rechtsextremer Kreise, sondern ist an viele Ideologien und Weltanschauungen anschlussfähig. Unter Linksextremisten über Islamisten und bis hinein ins bürgerliche Lager finden sich antisemitische Denkmuster. Gleichzeitig kommt es immer wieder zu erhitzten Debatten über Wesen und Definition des Phänomens, insbesondere um den sogenannten Israel-bezogenen Antisemitismus. In der Übung beschäftigen wir uns mit verschiedenen Beispielen von Judenfeindschaft nach dem Holocaust in Europa und dem Nahen Osten sowie mit der Debatte um die Definition und Einhegung dieser Phänomene.
Prüfungsformen im BA, MA und mod. LA: ES
Werner Bermann: Geschichte des Antisemitismus, München 2016.
Helga Embacher, Bernadette Edtmaier, Alexandra Preitschkopf: Antisemitismus im 21. Jahrhundert. Fallbeispiele eines globalen Phänomens im 21. Jahrhundert, Wien 2019.
Moshe Zuckermann (Hrsg.): Antisemitismus, Antizionismus, Israelkritik. Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, Göttingen 2005.
- Учитель: Daniel Mahla
Mit der Einrichtung einer britischen Strafkolonie im Jahr 1788 in Australien, setzte im Zuge des 19. Jahrhunderts eine vermehrt freie Kolonisierung des Kontinents ein. Neben den zahlenmäßig größten Einwanderungswellen aus Großbritannien und Osteuropa, ließen sich auch Deutsche, darunter zahlreiche Juden, in den aufstrebenden Städten Sydney, Melbourne oder einem der vielen Goldgräberorte nieder. Die Begründung jüdischer Gemeinden, an welchen häufig deutsche Juden ihren Anteil hatten, stellten besonders für die stärkste deutsch-jüdische Einwanderungswelle ab 1933 wichtige Anknüpfungspunkte dar.
Der Basiskurs widmet sich den deutsch-jüdische Migrationserfahrungen in Australien zwischen Beginn des 19. Jahrhunderts und dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Neben der Betrachtung der einzelnen Migrationswellen, sollen Auswanderungsgründe, und -prozesse rekonstruiert und diese als Teil der Jüdischen Geschichte untersucht werden.
Warum entschieden sich Juden aus Bayern, Preußen oder Württemberg im 19. Jahrhundert für die Auswanderung nach Ozeanien? Welche Erfahrungen machten deutsche Juden, die zwischen Kaiserreich und Zweitem Weltkrieg nach Australien kamen? Antworten auf diese und daran anknüpfende Fragen werden im Rahmen des Kurses anhand von Literatur und Quellen erarbeitet und diskutiert. Bereitschaft und Fähigkeit, mit englischen Texten zu arbeiten, ist Voraussetzung für die Teilnahme am Kurs
- Учитель: Julia Schneidawind
- Учитель: Julia Schneidawind
Geschichte der Kleidung ist so lang wie die Geschichte der Menschheit. Zu der ursprünglichen Funktion, nämlich Schutz vor Wettereinflüssen, kamen bald weitere hinzu: Kleidung als Schmuck, als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und Individualität, als Ausdruck bestimmter sozialer, religiöser, ethnischer, politischer Einstellungen und Zugehörigkeiten. Kleidung ist ein visuelles Kommunikationsmittel, das buchstäblich „auf den ersten Blick“ eine sehr allgemein gefasste soziale Einordnung ermöglicht. Bewusste Entscheidung für einen bestimmten Kleidungsstil bedeutet den Versuch und Willen zu Integration und Akkulturation in einer Gemeinschaft. Umgekehrt steht das Verbot einer bestimmten Kleidung oder gar der Zwang zu äußeren Kennzeichen für Stigmatisierung und den Ausschluss aus der Gemeinschaft. Kleidung stand also immer im Spannungsfeld zwischen den Vorgaben der Obrigkeit, dem Wunsch der Gesellschaft nach Ordnung (und Abgrenzung) sowie der (ethnischen, religiösen, …) Gruppe und natürlich des Individuums nach Selbstdarstellung und Identität.
Gab es und gibt es eine „typisch jüdische“ Kleidung? Wenn ja, welchen Einflüssen und Moden war sie unterworfen? Und machen Kleider Juden? Seit dem Mittelalter bis hin zum „Judenstern“ im 20. Jahrhundert haben wir zahlreiche Belege dafür, wie Juden als eine - häufig unerwünschte - Minderheit durch Kleidung und äußere Symbole als solche gekennzeichnet wurde.
In der Übung beschäftigen wir uns in einer longue durée -Perspektive mit der Kleidungsgeschichte der Juden, der sie betreffenden Kleidungsordnungen und -zwängen, ihren religiösen, weltanschaulichen, politischen, sozialen und kulturellen Hintergründen und Bedeutungen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Osteuropa, wo vor dem Holocaust die größte jüdische Gemeinschaft lebte.
- Учитель: Evita Wiecki
How do traditional Jews celebrate Shabbat and other holidays? Why do Orthodox synagogues separate men and women? What does it mean to “keep kosher”? This course will survey a range of Jewish practices and the ways they have evolved from ancient to modern times. Designed for students of Jewish history and related topics, the course will provide insight into Jewish life throughout the ages, with a particular focus on the dynamics of religious theory and practice. If possible in accordance with current public health regulations, we will take two field trips to local Jewish institutions.
This course will be held online, via Zoom.
Literatur:
Goldberg, Harvey E. Jewish Passages: Cycles of Jewish Life. Berkeley and Los Angeles: University of California Press, 2003.
Goldman, Ari L. Being Jewish: The Spiritual and Cultural Practice of Judaism Today. New York: Simon and Schuster Paperbacks, 2000.
Marcus, Ivan. The Jewish Life Cycle: Rites of Passage from Biblical to Modern Times. Seattle and Washington: University of Washington Press, 2004.
Prüfungsform im BA und mod. LA: RE
- Учитель: Rachel Furst
This seminar deals with the history, theory, and development of settler-based conflicts. It looks at the prospects for their resolution, and at the pitfalls of their failed resolution attempts and exacerbating characteristics. Historically based, it weaves in aspects of international law, literary studies, political sciences, and moral philosophy.
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn bis SOSE 2020): RE + HA
Achtung NEU!
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn ab WISE 2020/21): RE + HA
- Учитель: Gilad Ben-Nun
Jüdisches Leben in Deutschland ist auch 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weiterhin alles andere als selbstverständlich. Die Übung erkundet die wechselhafte Geschichte von Juden und Jüdinnen im Nachkriegsdeutschland, vom (Wieder-)Aufbau der ersten Gemeinden und deren frühen Jahren in BRD und DDR über die Veränderungen durch Wiedervereinigung und Einwanderung von Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in den 1990ern bis zu heutigen Debatten um eine israelische Diaspora in Berlin und um wieder steigenden Antisemitismus.
Neben der inhaltlichen Ebene steht die Produktion von Audiopodcast im Mittelpunkt der Übung. Podcasts, frei abrufbare Medieninhalte im Audioformat, haben in den letzten Jahren immens an Popularität gewonnen. Längst produzieren nicht mehr nur professionelle Radiosender informative Audioinhalte. Auch selbständig arbeitende HistorikerInnen und JournalistInnen experimentieren mit verschiedenen Podcastformaten, die geschichtliche Inhalte für ein breites Publikum attraktiv machen sollen. In der Übung, die in Kooperation mit Philipp Grammes vom Bayerischen Rundfunk angeboten wird, erkunden wir das Potential dieses Mediums und konzipieren eigene kleine Podcastfolgen. Erfolgreich durchgeführte Projekte können im Podcast Jüdische Geschichte veröffentlicht werden.
Der Kurs findet online statt.
Prüfungsform im BA, mod. LA, GSP und MA : ES
- Учитель: Daniel Mahla
Auch 75 Jahre nach dem Holocaust ist die Existenz von Antisemitismus in Deutschland weiter ungebrochen wie auf drastische Weise der Anschlag auf die Synagoge in Halle im Herbst 2019 verdeutlicht. Doch woher kommt dieser Hass? Die Feindschaft gegen die Juden ist tatsächlich nicht neu, sondern existiert bereits seit der Antike und breitete sich während dem Mittelalter und der frühen Neuzeit vor allem in der christlichen Welt aus. Im neunzehnten Jahrhundert jedoch machte diese Feindschaft einen tiefgreifenden Wandel durch. Daher wird in der Wissenschaft häufig die Entstehung eines modernen Antisemitismus im 19ten Jahrhundert angesetzt. Nicht zufällig wurde der Begriff selbst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts geprägt - durch den Journalisten und bekennenden Antisemiten Wilhelm Marr. Der Basiskurs widmet sich der historischen Entstehung und Ausbreitung des modernen Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich. Gemeinsam werden wir die verschiedenen Hintergründe und Ursachen der Entstehung erarbeiten und danach fragen, wie sich der moderne Antisemitismus von früheren Formen der Judenfeindschaft unterscheidet. Auch die Frage, wie Juden im Kaiserreich selbst damit umgingen, wird dabei thematisiert werden. Bereitschaft und Fähigkeit, mit englischen Texten zu arbeiten, ist Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Kurs.
Der Kurs findet online statt.
Prüfungsformen im BA und mod. LA: KL+RE+HA (Die Klausur wird durch eine Portfolio aus drei Aufgaben ersetzt, die während des Semesters eingereicht werden müssen)
LA Didaktik der Geschichte: RE + HA
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn bis SOSE 2020):
Achtung NEU!
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn ab WISE 2020/21): RE + HA
Prüfungsform im Didaktikfach - Mittelschule und Sonderpädagogik (Studienbeginn ab WISE 2015/16): RE + HA
- Учитель: Daniel Mahla
This lecture class traces the history of modern international law as it is reflected through the changes it underwent due to the twists and turns of the Israeli-Arab conflict, and the contribution of Jewish international jurists who opted to mold this system in the vision most appropriate to their Universalist ethos.
Prüfungsform im BA und mod. LA (Studienbeginn bis SOSE 2020): KL
Achtung NEU!
keine Prüfung im BA und LA (Studienbeginn ab WISE 2020/21
- Учитель: Gilad Ben-Nun
Mobbing, Hetzparolen, Verschwörungstheorien – antisemitische Vorfälle in digitaler wie analoger Form sorgen an bayerischen Schulen zunehmend für Beunruhigung. Wie können Lehrerinnen und Lehrer den verbreiteten Vorurteilen und Ressentiments wirkungsvoll präventiv entgegenarbeiten? Welche Interventionsmaßnahmen können bei auftretenden Vorfällen ergriffen werden?
Dieses Blockseminar vermittelt angehenden Lehrerinnen und Lehrern aller Schularten zunächst einen Überblick über die Geschichte des Antisemitismus. Anschließend wird die Kompetenz geschult, antisemitische Ideologieformen zu erkennen. In Workshops und Vorträgen erarbeiten wir pädagogische und auch rechtliche Möglichkeiten des Umgangs mit antisemitischen Vorfällen im Schulalltag.
- Учитель: Markus Gloe
- Учитель: Julia Treindl
Der
sich seit dem Mittelalter herausbildende Topos der Juden als Volk des
Buches hat sich bis in die Moderne gehalten. Auch im inner-jüdischen
Diskurs spielt die eigene Verortung in besonderer Nähe zu Schrift und
Buch bis heute eine zentrale Rolle.
Aber
wie ist diese enge Bindung von Judentum und gedrucktem Wort historisch
einzuordnen? Welche Schriften sind für das traditionelle Judentum von
Bedeutung und welche Entwicklungslinien der Lese- und Buchkultur lassen
sich seit der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert im
mitteleuropäischen Raum nachzeichnen? Diese und daran anknüpfende Fragen
sollen im Rahmen der Übung durch Auseinandersetzung mit Quellen und
Literatur und in gemeinsamer Diskussion beantwortet werden. Die Übung
richtet sich auch an Studierende, die über kein breiteres Vorwissen im
Bereich der Jüdischen Geschichte und Kultur verfügen.
Prüfungsformen im BA und mod. LA: ES
- Учитель: Julia Schneidawind
Der israelisch-arabische Konflikt ist der bekannteste der Nahostkonflikte und einer der langwierigsten der jüngeren Geschichte. Hier überlagern sich politische und religiöse Konfliktlinien, lokale, regionale und globale Interessen sowie kulturelle, religiöse, ökonomische und politische Dimensionen. Wie sprechen wir über den Nahost-Konflikt? Was sind seine historischen Wurzeln? Wie lässt sich die Geschichte dieses Konflikts erzählen? Wie steht es um vergangene und gegenwärtige Friedensbemühungen? Welche Bedeutung hat die Wahrnehmung des Konflikts für den modernen Antisemitismus?
Im Verlauf des Kurses werden wir diese und weitere Fragen auch aus wissenschaftlicher Perspektive beleuchten. Im Zentrum des Kurses steht jedoch die Vermittlung dieser Thematik im Geschichts- und Sozialkundeunterricht. Hierzu werden wir uns mit fachdidaktischer Literatur und ganz konkret mit Unterrichtsentwürfen, Prüfungsaufgaben, Schulbüchern und multimedialen Formen der Vermittlung wie beispielsweise Erklärvideos, Comics und Filmen auseinandersetzen.
- Учитель: Markus Gloe
- Учитель: Julia Treindl
- Учитель: Alexander Free
- Учитель: Julia Treindl
- Учитель: Michael Brenner
- Учитель: Philipp Lenhard
- Учитель: Michael Brenner
- Учитель: Michael Brenner
- Учитель: Mathias Gilgen
- Учитель: Laurens Greschat
- Учитель: Philipp Lenhard
- Учитель: Patrick Richardt
- Учитель: Julia Treindl
Lange Zeit wurde der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern primär als Auseinandersetzung säkularer Nationalbewegungen verstanden. Doch in den letzten Jahrzehnten sind religiöse Aspekte verstärkt sichtbar. Vor allem fundamentalistisch geprägte Bewegungen üben seit den 1970er Jahren einen immer größeren Einfluss auf die Region und den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern aus. Jüdische Fundamentalisten begreifen die Besiedlung des Westjordanlandes als heilige Pflicht während die Hamas dafür kämpft, ganz Palästina unter muslimische Herrschaft zu stellen. Evangelikale Christen sehen in der Gründung des modernen Israels die Erfüllung göttlicher Prophezeiungen, die auf kurz oder lang zur Wiederkunft Jesu Christi führen wird. Iranische Ayatollahs schließlich bekämpfen das „zionistische Regime“ als „Krebsgeschwür“, das es aus dem Nahen Osten zu entfernen gilt. Der Kurs beschäftigt sich mit dem wachsenden Einfluss religiöser Akteure in der Region, analysiert die Hintergründe für deren Stärkung und deren Motivationen sowie die Auswirkungen solcher Entwicklungen auf eine politische Lösungsfindung. Bereitschaft und Fähigkeit, mit englischen Texten zu arbeiten, ist Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Kurs.
- Учитель: Daniel Mahla
Kurz nach dem ersten Zionistischen Kongress 1897 notierte Theodor Herzl, der Wiener Journalist und Begründer der Bewegung, in sein Tagebuch. „In Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf Jahren, jedenfalls in fünfzig wird es Jeder einsehen.“ Und tatsächlich dauerte es nur wenige Monate länger als die von Herzl prophezeiten 50 Jahre bis der Staat Israel entstand. Und dennoch sollten HistorikerInnen der Versuchung widerstehen, im Nachhinein eine lineare Entwicklung von Herzls Tagebucheintrag zur israelischen Unabhängigkeit 1948 zu ziehen. Der Zionismus war nie eine monolithische Bewegung, sondern umfasste eine weite Bandbreite an Ansätzen und Ideen, die nicht alle einen jüdischen Nationalstaat im Sinne hatten. Auch hatte die Bewegung von früh an viele Gegner, die diesen aus den unterschiedlichsten Gründen ablehnten. Der Basiskurs befasst sich mit dieser Vielfalt jüdischer Debatten um den modernen Nationalismus anhand der Sekundärliteratur und einer weiten Bandbreite an historischen Quellen. Bereitschaft und Fähigkeit, mit englischen Texten zu arbeiten, ist Grundvoraussetzung für die Teilnahme am Kurs. |
- Учитель: Daniel Mahla